Es ist dunkel, der Wind peitscht durch die Äste der Bäume und der Geruch von Verwesung steigt mir in die Nase. Mein Körper fühlt sich schwer an und meine Sinne sind betäubt. Ich liege in einem kleinen Raum oder ist das viel mehr ein Sarg? Was ist hier los? Meine Arme fühlen sich noch schwach an, trotzdem muss ich versuchen hier zu entkommen. Mit meiner ganzen Kraft drücke ich gegen den Deckel des Sarges, in dem ich liege und langsam gelingt es mir ihn, ein Stück weit, zu öffnen. Frische Luft, ich kann sie riechen, sie gibt mir neue Kraft. Ich drücke, so stark ich kann, bis der Deckel endlich auf den Boden fällt. Ich nehme einen dumpfen Lichtstrahl wahr, der mir kühl ins Gesicht strahlt. Langsam versuche ich aus dem Sarg zu klettern und lande unsanft auf dem Boden.
Ich schaue mich um und bemerke, dass ich mich auf einem Friedhof befinde!
Wie bin ich hierhergekommen und wer bin ich überhaupt? Neben dem Sarg liegt eine silberne Rüstung, möglicherweise passt sie mir ja. Die Lumpen die aktuell trage, sind zu dünn und schützen mich nicht einmal vor der Kälte. Ich nehme mir die Rüstung und ziehe sie Stück für Stück an. Sie passt perfekt, als wäre es meine eigene Rüstung! Langsam überkommt mich das Gefühl, als wäre das tatsächlich meine eigene Rüstung. Bilder eines alten Königreiches schießen mir durch den Kopf, jedoch ist alles sehr schwammig.
Wer war ich und was ist mit mir geschehen?
Ich schaue mich um, ein langer Pfad führt durch den Friedhof. Ich sollte einen sicheren Ort finden, bevor es dunkel wird, also gehe ich los. Der Pfad scheint endlos zu sein und gefühlt laufe ich schon seit mehreren Stunden, an den immer wieder gleichen Grabsteinen vorbei. Keiner von ihnen ist beschriftet und der Pfad geht nur gerade aus, scheint aber kein Ende zu finden. Meine Haut ist eiskalt, das Leder schafft es nicht mich zu wärmen und obwohl ich schon so lange unterwegs bin, fühle ich keine Müdigkeit. Nach einer Weile bemerke ich einen seltsam aussehenden Grabstein, der sich von allen anderen unterscheidet. Ich nähere mich ihm und bemerke, dass etwas dahinter liegt. Es ist eine geschnitzte Holzfigur und soll einen Ritter darstellen. Wieder sehe ich Bilder in meinem Kopf, dieses Mal von einem Bauernjungen, welcher dabei ist, die Holzfigur zu schnitzen.
Wer ist dieser Junge oder bin ich das?
Ich stecke die Figur ein und schaue mich um, sicherlich muss hier noch etwas liegen und tatsächlich sehe ich weiter hinten wieder einen Grabstein, der aus der Menge heraussticht. Ich renne zu ihm hin, dahinter liegen eine Heugabel und ein Holzschwert. Erneut sehe ich den Jungen vor mir, er trainiert mit dem Schwert, obwohl er seine Pflichten als Bauernjunge erledigen sollte. Er möchte kein Bauer sein, er hat größere Ziele. Immer wieder schleicht er sich in die Burg und beobachtet die Ritter beim ihrem Training, bis er eines Tages erwischt wird und eine gehörige Tracht Prügel von seinem Vater bekommt. Das hält ihn aber nicht davon ab, immer weiter zu trainieren und seine Ziele zu verfolgen.
Die Erinnerungen schmerzen meinem Körper sehr und doch möchte ich mehr über diesen Jungen erfahren.
Ich schaue mich weiter um und sehe sehr weit entfernt einen weiteren sonderbaren Grabstein! Ohne zu zögern, laufe ich hin und schaue dahinter, jedoch liegt da dieses Mal nichts. Ich bemerke, dass der Grabstein, im Gegensatz zu den anderen, beschriftet ist. ‚Sir Madian‚ steht darauf geschrieben. Dieses Mal zeigen mir die Bilder, den Bauernjungen als einen Erwachsenen. Er ist zu einem stattlichen Mann herangewachsen. Das jahrelange Training hat sich scheinbar ausgezahlt. Er befindet sich gerade auf der Jagd und kurz bevor er das Reh schießen kann, ertönt der laute Schrei eines Mannes. Das Reh erschreckt sich und der junge Mann läuft schnell in die Richtung, aus dem der Schrei gekommen ist. Dort angekommen entdeckt er ein erlegtes Monster, welches die Größe einer Scheune hat. Direkt vor dem Monster liegt ein Ritter in einer silbernen Rüstung, er ist verletzt und blutet stark. Der junge Mann versucht ihm zu helfen, jedoch es ist zu spät. Mit letzter Kraft erzählt der Ritter dem jungen Mann, dass er aus einem fernen Königreich geschickt wurde, um die rechte Hand des neuen Königs zu werden. Mit der Bestie hat er jedoch nicht gerechnet und wurde von ihr überrascht. Kurze Zeit darauf stirbt der Ritter vor den Augen des jungen Mannes.
Mein Kopf scheint zu explodieren, die Bilder werden immer klarer.
Und wieder schaue ich mich um, doch kann ich dieses Mal keinen sonderbaren Grabstein erkennen.. Etwas enttäuscht begebe ich mich wieder auf den Pfad und marschiere weiter. Nach einigen weiteren Stunden, bemerke ich, dass sich die Tageszeit immer noch nicht verändert hat, als würde die Zeit hier nicht vergehen. In der ferne kann ich etwas erkennen, es ist ein großer Baum, mit prachtvollen grünen Blättern, der an einer Klippe steht. Endlich ist das hier zu Ende! Ich renne los und bemerke schnell, wie mein Körper immer schwerer wird. An dem Baum angekommen, breche ich vor Erschöpfung zusammen und schnappe nach Luft. Direkt vor mir steht ein altes Schild, die Buchstaben sind kaum noch zu erkennen.
„Willkommen Unentfachter!“ Steht dort geschrieben.
Bin ich der Unentfachte und was soll das sein? Langsam komme ich wieder zu Kräften, stütze mich auf dem Boden ab und stehe wieder auf. Ich sehe mir den Baum an, seine Blätter sind alle abgefallen, nur ein einziges hängt noch daran! Ich verspüre plötzlich starke Trauer und mein Kopf fängt wieder an zu schmerzen. Erneut sehe ich das Königreich, dieses Mal ist jedoch alles klar erkennbar. Vor dem König steht der Ritter mit der silbernen Rüstung, aber wie kann das sein? Der König bittet den Ritter um einen Gefallen, er soll die Prinzessin, in ein mir unbekanntes Land, bringen. Das Gesicht der Prinzessin, ist aufgrund ihrer Gewänder, nicht zu erkennen. Der Ritter stimmt dem Auftrag zu, nimmt seinen Helm ab und verbeugt sich vor dem König. Es ist der Bauernjunge von vorhin, er trägt jetzt die Rüstung des verstorbenen Ritters.
Aus dem Bauernjungen ist ein stattlicher Ritter geworden!
Das Atmen fällt mir immer schwerer und die silberne Rüstung brennt auf meiner Haut. Ich taumel nach hinten und breche erneut zusammen. Ich höre das Lachen einer Frau, die unerwartet hinter dem Baum hervorkommt. Sie trägt das gleiche Kleid, wie die Prinzessin die ich gesehen habe. Ihr Gesicht kann ich nicht erkennen, da eine Kapuze es verdeckt. Sie kommt mir immer näher und sagt:
„Hallo geliebter Sir Madian, viel Zeit ist vergangen und wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Seid ihr bereit, eure Fehler wiedergutzumachen? Das alte Königreich gibt es schon lange nicht mehr und keiner erinnert sich mehr an eure grausamen Taten. Jedoch werdet IHR euch an jede Kleinigkeit erinnern und damit es aufhört, müsst ihr nur das Ende eures neuen Abenteuers erreichen! Eines solltet ihr aber wissen, der Tod wird euch nicht retten. Ihr werden nach jedem ableben, immer wieder neu auferstehen, damit ihr niemals vergesst, was ihr getan habt. Jetzt geht und büßt für eure Sünden!“
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